Der letzte meiner Art

Der letzte meiner Art

Inspiriert vom großartigen Roman „Der Astronaut“ von Andy Weir

Ich liege wach und lasse die letzten Monate Revue passieren. Um mich herum ist es beinahe vollkommen still. Ich höre lediglich das leise Brummen einer Lebenserhaltung und rieche einen Hauch von Ozon. Das erinnert mich immer daran, wo ich gelandet bin … auf einem fremden Planeten, weit von meiner Heimat entfernt, der Erde.

Wie ich hierhergekommen bin, ist eine lange Geschichte, die ich ein ander Mal erzähle. Nur so viel: Ich bin Bardo, Spezies Mensch und ich bin Astronaut … der letzte Überlebende einer Mission zur Erkundung von alternativen Lebensräumen für die Menschheit. Den eigenen Planeten haben wir in den letzten Jahrhunderten nahezu unbewohnbar gemacht und wir brauchen dringend Ersatz. Dabei bin ich in eine schier unglaubliche Begebenheit geraten, die mich eine gesamte „außerirdische“ Spezies retten ließ, durch einen Zufall und durch NI, natürliche Intelligenz. Es ist eine Eigenschaft, die ich mir ganz bewusst erhalten habe, in einer Welt, die von Künstlichkeit geprägt war, in einer Welt … in der ich nicht mehr bin, die selbst kaum noch ist.

Die Spezies, die ich „retten“ durfte, ist mit dem menschlichen Verstand nicht zu beschreiben. Wie oft haben wir uns „grüne Männchen“ vorgestellt und meist waren sie uns nicht gut gesinnt. Doch die Realität ist so … „anders“. Diese Wesen sind ätherisch und doch greifbar, du spürst sie, du hörst sie, denn ihre Sprache ist eine Art von Gesang und sie zeigen sich dir in der Form, wie du dich am wohlsten fühlst. Sie leben das Wohlgefühl. Getragen von ihrer Dankbarkeit haben sie nach den gemeinsamen Erlebnissen mein Leben gerettet und mir einen Lebensraum geschaffen. Sie sind sehr neugierig und fasziniert vom Menschen, wollen alles über uns lernen (für mich manchmal unbegreiflich). Sie haben erkannt, welch Potenzial in uns steckt.

„Heimkehren“ kann ich nicht mehr und ich ertappe bei dem Gedanken, dass mich das so gar nicht stört. Ich bleibe gerne als „Studienobjekt“, als das ich mich gar nicht fühle. Lange habe ich nachgedacht, wie ich mich ihnen zeige, denn wie sich die Menschheit in den letzten Jahrhunderten generell „dargestellt“ hat, widerstrebt mir zutiefst. Wir haben unseren eigenen Lebensraum zerstört, teils aus Gier, aus Unachtsamkeit. Doch ist mir inzwischen auch klar, was dieses fremde und doch so vertraute Volk AUS einer anderen Welt IN uns sieht … eine ALLumfassende Menschlichkeit, im Einklang mit all dem, was uns umgibt. Wir und die Velori, so nenne ich meine Gastgeber (sie selbst brauchen keine Namen), sind uns Spiegel, sind beide Teil eines großen Ganzen. Das haben wir gemeinsam erkannt und so leben wir auch, im Einklang.

Draußen wird es hell, zumindest in meinem kleinen Lebensraum, der für mich geschaffen wurde und der meinem Lebensrhythmus folgt. Bald kommen die ersten Besucher und wir werden uns in jener Sprache unterhalten, die wir uns gemeinsam geschaffen haben, mit wenigen Worten, doch umso mehr Gesten und Melodien. Ich freue mich, auf das was kommt. Ich habe Sinn gefunden – im „Sein“, weit weg, (als Mensch) allein und doch daheim, so gar nicht fremd. Ich bin …

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